Es war einmal...
So fangen viele Geschichten an. Auch unsere Geschichte möchte ich mit "Es war einmal" beginnen.
Es war einmal ein kleiner Ort an der Nordsee. Nicht weit weg von Cuxhaven. Dieser Ort heißt Sahlenburg und gehört zum "Altkreis Land Hadeln". Wir schreiben das Jahr 1957 und der Festausschuss der Sahlenburger Freiwilligen Feuerwehr beschäftigte sich mit der Organisation des Feuerwehrballes. In diesem Jahr sollte etwas Besonderes den Feuerwehrball "schneller in Schwung" bringen.
Eine Vielzahl von Ideen und Gedanken wurden diskutiert, dass Für und Wider gegeneinander abgewogen, verworfen und neu wieder angesprochen. Doch der letzte zündende Gedanke blieb aus. Dieser Festausschuss hat jedoch nicht resigniert, sondern sich mit Nachbarfeuerwehren ausgetauscht. Schnell kristallisierte sich heraus, dass ein lustiges Theaterstück zu Beginn des Feuerwehrballes die Stimmung "anheizen" könne.
Der Gedanke war da - doch nun mussten Personen gefunden werden, die es sich zutrauten Text und Bewegungsabläufe zu lernen und dann auch vor Publikum aufzuführen. Mit Hilfe von einigen motivierten Feuerwehrkameraden, deren Ehefrauen und einigen Bekannten, wurde kurzfristig die erste "Theatergruppe" ins Leben gerufen. Viel Zeit zum Üben blieb Ihnen zwar nicht, dennoch gaben alle ihr Bestes. "Vorsicht Herr Feuerwehrhauptmann", ein hochdeutsches Stück, wurde einstudiert. Durch die überstürzte Inzenierung war auch nur ein mäßiger Erfolg zu verzeichnen. Aber man ließ sich nicht entmutigen.
Es wurde wieder nach Lösungen gesucht und schließlich in der eigenen Sahlenburger Bevölkerung gefunden. Es ist Frau Clausen, eine ältere Dame, die in ihren füheren Jahren sehr aktiv in einer Laienspielgruppe mitwirkte. Sie war es schließlich, die der jungen "Theatergruppe" mit vielen Tipps und Hilfestellungen zur Seite stand und so dazu beitrug, die Gruppe auf ein festes Fundament zu stellen.
Bereits bei den Proben für den Feuerwehrball im Jahr 1958 - jetzt mit dem ersten niederdeutschen Stück - wurde erheblich professioneller gearbeitet. Der größere Probenzeitraum und die Tipps von Frau Clausen, die auch für den Bau der ersten Kulissen verantwortlich war, verhalfen nicht nur dem Theaterstück zu einem Erfolg, sondern auch dem Start des Feuerwehrballes. Der Knoten war geplatzt und die Theatergruppe nahm einen festen Platz bei dem Feuerwehrball ein. Aber nicht nur das, die Theatergruppe wurde über einige Jahre von der Feuerwehr Altenbruch, ein kleiner Ort an der Elbe - auch in der Nähe von Cuxhaven - gebeten, auf ihrem Feuerwehrball das gleiche Theaterstück aufzuführen.
Die Jahre vergingen und die Theatergruppe steigerte sich nicht nur in den schauspielerischen Leistungen, sondern auch in Bezug auf die Kulisse, die Requisiten etc. Wir schreiben mitterweile das Jahr 1972. Ein sehr ereignissreiches Jahr. Politisch wurde der Ort Sahlenburg - völlig überschuldet - von der Stadt Cuxhaven übernommen. Ebenso - jedoch nicht überschuldet - der oben ewähnte Ort Altenbruch.
Doch nicht die politische Zusammenführung war es, die das Jahr 1972 für die Theatergruppe der Freiwilligen Feuerwehr Sahlenburg unvergesslich machte. Nein - es war der Feuerteufel. Das Waldschloss Brockeswalde, in dem der jährliche Feuerwehrball abgehalten wurde, fiel dem Feuerteufel zum Opfer. Mit dem Waldschloss gingen auch die Kulissen und alle Requisiten der Theatergruppe in Flammen auf.
Es war eine sehr emotionale Situation. Der Ort des Feuerwehrballes war vernichtet und die Theatergruppe stand ohne Kuliisen dar. Doch, nachdem die erste Niedergeschlagenheit überstanden war, waren sich alle - Feuerwehr und Theatergruppe - einig: "Wir geben nicht auf sondern beginnen von Neuem!" Die Führung der Feuerwehr kümmert sich um einen neuen Austragungsort und die Theatergruppe begann mit dem Bau von neuen Kulissen.
Mit viel Motivation und Engagement wurde gesucht, organisiert und gewerkelt. Es sollte auf jedem Fall auch im Jahr nach der Katastrophe einen Feuerwehrball geben. Leider hatte der Ortsteil Sahlenburg keine Räumlichkeiten in denen ein Feuerwehrball hätte durchgeführt werden können, und somit fand der Feuerwehrball 1973 in der ca. 12 Km entfernten Kurparkhalle statt. Die große Entfernung vom "Heimatort" Sahlenburg tat dem Zuspruch und der Stimmung keinen Abbruch.
Die Kurparkhalle konnte leider nicht als ständiger Austragungsort gebucht werden. Somit wurde der Feuerwehrball an folgenden verschiedenen Orten ausgetragen:
Es gibt keine bessere Werbung als die Mundpropagander. So auch für die Theatergruppe. Der Sahlenburger Ortsrat bat uns, auf den vom Ortsrat organisierten "Seniorennachmittag" unser Theaterstück aufzuführen, die Trachtengruppe "Sohl´nborger Büttpedder" bat uns, vor Ihrer Aufführung im Stadttheater unser Stück aufzuführen, das Seehospital der Nordheimstiftung hat uns für ihre Patienten engagiert und der Ort Nordholz schloss sich mit der Bitte einer Aufführung an.
Die Theaterstücke sowie die schauspielerischen Leistungen gewannen immer mehr an positivem Zuspruch durch die Zuschauer. Die Theatergruppe reagierte und studierte für den Feurwehrball 1996 einen Zweiakter ein. Dieser Mut wurde mit großem Beifall und nachträglichem Zuspruch wie "weiter so" belohnt.
Leider machte sich auch bei der Feuerwehr die "Feiermüdigkeit" breit. Die Besucherzahlen gingen immer weiter zurück, so dass die Fortführung des Feuerwehrballes ab dem Jahr 1998 eingestellt wurde. Nicht nur bei der Feuerwehr ging die Zahl der Besucher zurück. Auch bei den anderen in Sahlenburg ansässigen Vereinen war dieses zu verzeichnen.
Man hat sich zusammengesetzt und sich für einen alle zwei Jahre stattfindenden "Winterball" - organisiert von allen Sahlenburger Vereinen - entschieden.
Die Theatergruppe stand vor einer großen Entscheidung. Stellen auch wir unsere Arbeit ein oder machen wir weiter? Wir hatten mittlerweile soviel Spaß an unserer Arbeit gefunden, dass wir uns recht schnell einig geworden sind. Wir und aufhören ? - das ist ein no go! Doch "Nein" sagen war einfach, die Konsequenzen mussten noch diskutiert werden. Zu Beginn des Feuerwehrballes war ein Ein- oder Zweiakter die richtige Theaterlänge. Nun mussten wir uns aber die Frage stellen ob für eine reine Theatervorstellung ein Stück von 40 bis 60 Minuten von den Zuschauern angenommer werden würde. Schaffen wir einen Dreiakter? Nun, nur wenn wir es versuchen, werden wir diese Frage beantworten können.
Wir haben es geschafft! Und nicht nur das, sondern die Sahlenburger Bevölkerung gewann großes Gefallen an unseren Theaterstücken, so dass wir die Anzahl der Vorstellungen von vier auf sechs und heute auf acht pro Spielsaison erhöhen mussten. Auch vor unserer Theatergruppe machte der demographische Wandel nicht halt und es wurden immer weniger Schauspieler, die Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Sahlenburg waren.
Wir setzten uns zusammen und sind recht schnell zu dem Schluss gekommen, dass wir uns von der Feuerwehr trennen sollten. Wir sind bei der Feuerwehr auf offene Ohren gestoßen. Auch hier hatte man bereits über die Theatergruppe und deren Fortbestand diskutiert.
Wir konnten die Kulissen, die auf Kosten der Feuerwehr erstellt worden waren, gegen einen kleinen Obolus übernehmen. Weiter stärkte uns die Feuerwehr den Rücken und erklärte sich bereit, dass wir bis zur Vereinsgründung als Theatergruppe der Freiwilligen Feuerwehr Sahlenburg, auftreten können.
Bevor nun die administrative Vereinsgründung vollzogen werden konnte, mussten wir einen Übungsraum sowie ein "Theater" für die Vorstellungen finden. Wir nahmen Kontakt mit der Schulleitung der Sahlenburger Grundschule auf und sind bei der Schulleiterin auf offene Ohren gestoßen. Auch der Hausmeister zeigte sich begeistert. Wir hatten einen Übungs- und Vorstellungsraum. Der Verein "De Sohlborger Theoterspeelers" wurde daraufhin am 16.01.2003 offziell gegründet.
Durch die Vereinsgründung flossen nun auch die Eintrittsgelder (seit 2003 = 5€ pro Vorführung) in die Vereinskasse. Durch diese nun uns zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel konnten wir einige für uns sehr wichtig empfundene Veränderungen bzw. Verbesserungen vornehmen.
Bis 2003 spielten wir auf einer mobilen, kleinen Bühne deren Bühnenteile bereits dort endeten wo die Kulissen aufhörten. Wer die Bühne durch eine Seitentür verlassen musste, musste dieses äußerst vorsichtig vornehmen. Tür öffnen, hindurchgehen, einen Schritt zur richtigen Seite, Tür zu und dann über einen bereitgestellten Stuhl die Bühne verlassen. Es wurden wieder Gespräche mit der Schulleitung geführt. Wir wollten auf unsere Kosten eine Bühne in der Aula einbauen lassen. Die Schulleitung stand auch diesem Wunsch von uns positiv gegenüber und hat uns bei der "Überzeugungsarbeit" bei der Schulverwaltung intensiv unterstützt. Heute haben wir eine Bühne, die sich über den gesamten Bereich erstreckt. Auch für die Beleuchtung wurde einiges getan. Acht Scheinwerfer mit je 500 Watt bringen uns auf der Bühne ganz schön ins Schwitzen.
Die Theatergruppe möchte sich an dieser Stelle noch einmal bei alle Behörden, Organisationen und Personen recht herzlich dafür bedanken, dass sie uns den Start als plattdeutsche Theatergruppe in Cuxhaven-Sahlenburg ermöglicht haben. Ein ganz besonderer Dank gilt aber der Schulleiterin der Sahlenburger Grundschule, Frau Rita Köhler, sowie den Hausmeister, Herrn Bernd Söhl. Beide waren von Anfang an begeistert von unserem Gedanken und haben uns alle Türen und Tore geöffnet. Also noch einmal "HERZLICHEN DANK DAFÜR".